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Psychologische Selbstführung: Wie du dich selbst besser managen kannst

Aktualisiert: 2. Juni

Selbstmanagement ist mehr als To-do-Listen und Disziplin. Vor allem im künstlerischen Bereich – etwa als Musiker:in – wird schnell klar: Die größten Herausforderungen liegen oft nicht im Außen, sondern in uns selbst. Wir kämpfen mit Selbstzweifeln, Prokrastination, Druck oder Perfektionismus. Und genau hier kommt ein Konzept ins Spiel, das viele unterschätzen: Psychologische Selbstführung.



psychologische selbstführung


Was bedeutet psychologische Selbstführung?


Psychologische Selbstführung meint die Fähigkeit, eigene Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen bewusst zu beeinflussen, um persönliche Ziele zu erreichen – und dabei gesund, motiviert und innerlich stimmig zu bleiben.

Im Gegensatz zum klassischen Zeit- oder Selbstmanagement geht es hier nicht nur um Organisation, sondern um eine innere Haltung: Wie denke ich über mich selbst? Wie spreche ich innerlich mit mir? Wie gehe ich mit mir um, wenn etwas nicht klappt?

Es geht also um die Kunst, sich selbst mit Klarheit, Mitgefühl und Zielbewusstsein zu führen – ähnlich, wie man als Dirigent:in ein Ensemble leitet.


Drei Schlüsselbereiche psychologischer Selbstführung


1. Selbstbeobachtung

Der erste Schritt zur Veränderung ist immer die Wahrnehmung. Was denke ich gerade? Was fühle ich? Was tue ich – und warum?

Beispiel aus dem Musiker:innen-Alltag:Du schiebst das Üben immer wieder hinaus und fühlst dich schlecht deswegen. Anstatt dich einfach nur zu zwingen, lohnt sich ein kurzer Blick nach innen:Was genau denke ich über das Üben? Habe ich Angst zu versagen? Fürchte ich, nicht gut genug zu sein?

Selbstbeobachtung schafft Bewusstsein – und das ist der Beginn von echter Veränderung.


2. Selbstinstruktion

Wir alle führen innere Selbstgespräche. Der Ton, den wir dabei anschlagen, hat enorme Wirkung. Psychologische Selbstführung nutzt gezielte, förderliche Gedanken – sogenannte Selbstinstruktionen –, um die innere Haltung positiv zu beeinflussen.

Beispiele:

  • „Ich darf Fehler machen – sie helfen mir, besser zu werden.“

  • „Ich kann klein anfangen. Fünf Minuten Üben sind besser als gar nichts.“

  • „Ich habe das schon einmal geschafft, ich schaffe es wieder.“

Klingt simpel? Ist es auch – aber genau deshalb so wirksam. Worte formen Wahrnehmung.


3. Selbstverstärkung und Selbstfürsorge

Erfolg hat viele Gesichter – und er verdient Anerkennung. In der psychologischen Selbstführung geht es auch darum, sich selbst zu belohnen und freundlich zu behandeln, statt sich ständig unter Druck zu setzen.

Gerade Musiker:innen neigen dazu, erst dann zufrieden zu sein, wenn alles perfekt ist. Doch wer nur kritisiert, brennt innerlich aus. Selbstverstärkung bedeutet z. B.:

  • sich nach einer konzentrierten Probe eine Pause zu gönnen,

  • kleine Fortschritte bewusst zu würdigen,

  • sich nicht nur zu fragen „Was lief schlecht?“, sondern auch „Was habe ich heute gut gemacht?“

  • ein Dankbarkeitstagebuch zu führen: täglich 1-3 Stichworte notieren, wofür man dankbar sein könnte, wenn man wollte


Vertiefung: Schemaarbeit – Alte Muster erkennen und verändern

Manche inneren Hürden lassen sich nicht allein mit positiven Gedanken überwinden. Hier setzt Schemaarbeit an: ein Ansatz, der hilft, tief verwurzelte Denk- und Gefühlsmuster zu erkennen – sogenannte Schemata, z. B. „Ich bin nicht gut genug“ oder „Ich darf keine Fehler machen“.

Gerade Musiker:innen erleben oft, wie solche inneren Überzeugungen unter Druck z.B. auf der Bühne oder in einem wichtigen Projekt, aktiv werden und das Selbstvertrauen untergraben oder zu unerwünschen, negativen Emotionen führen. Schemaarbeit verbindet Selbstbeobachtung mit dem bewussten Umgang mit diesen Mustern. Ziel ist es, alte Reaktionsweisen zu verstehen – und Schritt für Schritt durch neue, gesündere zu ersetzen.

So gewinnst du mehr innere Freiheit – und kannst dich auf das konzentrieren, was wirklich zählt: dein musikalischer Ausdruck.


Warum ist das wichtig – gerade für Musiker:innen?


Psychologische Selbstführung hilft dir …

  • mit Frustration, Selbstzweifeln und Druck besser umzugehen.

  • dich beim Üben besser zu strukturieren – ohne dich zu überfordern.

  • Motivation zu aktivieren – auch an schwierigen Tagen.

  • dir selbst mit mehr Mitgefühl zu begegnen.

  • langfristig gesund, kreativ und innerlich stabil zu bleiben.

Denn so wichtig Technik, Talent und Training auch sind – am Ende führst du dich selbst durch dein musikalisches Leben.


Fazit

Psychologische Selbstführung ist kein kurzfristiger Motivationstrick, sondern eine Haltung, die dich trägt – durch Höhen und Tiefen. Sie verbindet Selbstreflexion, mentale Stärke und emotionale Klarheit. Je besser du dich innerlich führen kannst, desto freier wirst du nach außen – auch künstlerisch.

2 Comments


Vlado
Jun 02

Liebe Teresa

Vielen Dank für die tollen Blog-Beiträge! Wieder einmal sehr erkenntnisreich, insbesondere fürs eigene Formulieren gegenüber meinen SchülerInnen.

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Vielen Dank, Vlado! Das freut mich sehr zu lesen, dass sich die Mühe lohnt! :-)

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