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Die unsichtbare Last: Psychische Belastungen und Mentale Gesundheit bei Musikern

Aktualisiert: 25. Nov.

Musikerinnen und Musiker stehen oft unter erheblichem Druck: Lampenfieber, der Anspruch, perfekt zu performen, und die Frage nach der eigenen Identität jenseits des Instruments. Aufbauend auf dem Vulnerabilitäts-Stress-Modell beleuchte ich biologische, psychologische und soziale Einflussfaktoren, die Belastungen begünstigen – etwa Perfektionismus, finanzielle Unsicherheit, unregelmäßige Arbeitszeiten sowie belastende biografische Erfahrungen. Dabei skizziere ich typische Belastungsmuster und zeige ihre Auswirkungen auf Auftritte, Beziehungen und Karriere auf. Zudem stelle ich Prävalenzen psychischer Belastungen in der Musiker-Szene vor und beziehe mich auf relevante wissenschaftliche Studien. Abschließend stelle ich praxisnahe Hilfen vor und erkläre, welche psychologischen Weisheiten wir aus Harry Potter lernen können.


psychische Belastungen bei Musikern


Warum ist das Wichtig? - Folgen psychischer Belastungen

Psychische Belastungen können weitreichende Folgen für das Leben und die Karriere von Musiker:innen haben. Sie beeinflussen nicht nur die Kreativität und Leistungsfähigkeit, sondern auch das allgemeine Wohlbefinden und die Lebenszufriedenheit. Im Einklang mit dem Vulnerabilitäts-Stress-Modell (Lazarus & Folkman, 1094; Folkman et al. 1986) wurden sowohl muskel-skelettale Beschwerden (Schmerzen, Überlastungen etc.) als auch die gefürchtete neurologische Bewegungsstörung "Musikerdystonie" unter anderem mit psychologischen Faktoren wie Perfektionismus, Angst und psychosozialem Stress sowie mit traumatischen Kindheitserfahrungen (Ioannou & Altenmüller, 2014; Schneider et al., 2021; Alpheis et al., 2023; Wenhart & Hildebrandt, 2025) sowie Emotionale Gewalt und Mobbing durch Lehrpersonen oder Kolleg:innen in Verbindung gebracht (Wenhart & Hildebrandt, 2025; Ramstedt et al., 2023; Özevin, 2022; Elpus et al., 2016).


Die Unsichtbare Last: Psycho-Bio-Soziale Risikofaktoren

Übergeordnete Faktoren für psychische Belastungen sind häufig ein Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und verfügbaren Bewältigungsressourcen sowie berufliche und private Stresssituationen (Wenhart & Hildebrandt, 2025, Kenny et al., 2014, Middlestadt & Fishbein, 1988; Musgrave, 2023; Cardoso et al., 2025).

In meiner Tätigkeit als Psychologin für Musiker:innen begegnen mir immer wieder ähnliche psychologische, soziale und biologische Faktoren, die zur Entstehung von Belastungen wie Auftrittsängsten, Identitätskrisen, psychischen Erkrankungen oder sozialen Schwierigkeiten beitragen:


  • Berufliche Unsicherheit und finanzielle Instabilität: Viele Musiker:innen arbeiten als Freiberufler:innen, oder in Teilzeit in mehreren Jobs und haben kein festes Einkommen. Die finanzielle Unsicherheit führt zu chronischem Stress, der langfristig die psychische Gesundheit beeinträchtigen kann (Vervainioti et al., 2015; Cardoso et al., 2025). Die Corona-Pandemie hat die Situation verschärft, da viele Musiker:innen aufgrund abgesagter Konzerte und Veranstaltungen vor finanziellen und emotionalen Herausforderungen standen (unveröffentliche eigene Forschung, Universität Zürich, https://www.nzz.ch/zuerich/corona-an-der-universitaet-zuerich-werden-die-folgen-erforscht-ld.1584935)).


    Siehe auch: Stress bei Musikern - Mechanismen, Anzeichen und Bewältigungsstrategien


  • Unregelmäßige und lange Arbeitszeiten: Unvorhersehbaren Arbeitszeiten, kurzfristig angesetzte oder verschobene Proben oder wechselnde Einsatztage, zusätzliche Bereitschaftsdienste und lange Tourneen führen häufig zu einem Ungleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben und einem unregelmässigen Schlafrhythmus. Dies kann zu körperlicher und mentaler Erschöpfung (Middlestadt & Fishbein, 1988) sowie Schlafstörungen führen (Vaag et al., 2016).


    Siehe auch: Break your Brain - die inspirierende Kraft der Pausen 

    und: Schlaf - oder warum er für musikalischen Erfolg unverzichtbar ist


  • Schwierigkeiten in Familie und Partnerschaft: Durch den hohen zeitlichen Stress sowie situativen Druck durch wichtige Konzertphasen entstehen soziale Belastung insbesondere in Partnerschaften und Familien aufgrund der fehlenden Planbarkeit bzw. Vereinbarkeit mehrerer Terminkalender und emotionaler Dysregulation in stressigen Phasen.

    In meiner Praxis sehe ich meistens eine von drei Varianten oder eine Kombination davon:

    1. Musiker-Paare oder andere Lebensgemeinschaften ohne Kinder leben als Musiker:innen mit eigenen Beschäftigungen überwiegend nebeneinander her, wobei sie gelegentlich miteinander auftreten

    2. Paare mit Kindern versuchen mehr oder weniger gut ihre "chaotischen" Lebensumstände (je nach Beruf des jeweils anderen) zu organisieren, in dem eigene Bedürfnisse stark dem System untergeordnet und/oder unter immensem mentalen Aufwand täglich neu geplant bzw. verhandelt werden oder

    3. eine:r steckt in der beruflichen Karriere deutlich zurück bzw. gibt diese ganz auf. Letzteres kommt meistens vor, wenn beide Personen Musiker:innen sind. In einer heteronormen Partnerschaft ist das leider noch häufiger als in anderen Berufen die Frau.

  • Hierarchische Strukturen und Druck in Orchestern: Viele Musiker:innen geben hierarchische Strukturen mit wenig Autonomie, hoher Konkurrenz, autoritäre Führungspersonen (Stimmführung, Dirigent:innen etc.) und herablassende Äusserungen von Kolleg:innen als stressende Faktoren an (Wenhart & Hildebrandt, 2025, Middlestadt & Fishbein, 1988).


  • Hohe Erwartungen, Perfektionismus & Überhöhte Ansprüche: Musiker:innen stehen unter dem ständigen Druck, Höchstleistungen zu erbringen, und in ständigem Wettbewerb untereinander. Viele begabte Musiker:innen bekommen diese Werte von frühester Kindheit an vermittelt. Dies fördert nicht nur Angstzustände (Alpheis et al., 2024; Wenhart & Hildebrandt, 2025)), sondern auch zwanghaftes Übe-Verhalten mit dem Risiko eine fokale Dystonie ("Musikerdystonie") zu entwickelnt (Alpheis et al., 2022, Passarotto et al., 2023).



  • Isolation und soziale Entfremdung: Viele Musiker:innen leiden unter sozialer Isolation und Einsamkeit (Wenhart & Hildebrandt, 2025; Iorwerth & Knox, 2019; Cardoso et al., 2025). Trotz der Arbeit in einer kreativen und sozialen Umgebung können sich Musiker:innen oft isoliert fühlen. Bereits in Kindheit und Jugend wurden wichtige soziale Entwicklungsphasen bei vielen Musikern durch Absenzen in der Schule oder ausdauerndes Üben auf Kosten von Freizeitaktivitiäten mit Gleichaltrigen verpasst. Im Erwachsenenaltern erschweren der ständige Wechsel zwischen Tourneen und verschiedenen Projekten es, stabile soziale Beziehungen aufzubauen.



  • Veranlagung zur Hochsensibilität und Neurodivergenz (ADHS, autistische Züge):

    In meiner Tätigkeit als Psychologin für Musiker:innen beobachte ich, dass neurodivergente Eigenschaften, wie z.B. autistische Züge, ADHS und Merkmale, wie sie im Konzept der Hochsensibilität beschrieben werden, bei Musiker:innen recht häufig vorkommen. Während die Prävalenz von ADHS und Hochsensibilität und deren Folgen bei Musiker:innen meines Wissens noch nicht erforscht sind, gibt es Hinweise auf mehr autistische Züge und neurophysiologische Abweichungen bei einer Subgruppe von Musiker:innen (Wenhart, Bethlehem, Baron-Cohen & Altenmüller, 2019).


    Siehe dazu: Hochsensibilität bei Musikern - zwischen künstlerischer Gabe und emotionaler Herausforderung


  • Physische oder Psychische Gewalt im Elternhaus: Physische und psychische Gewalt im Elternhaus ist ein Risikofaktor für die Entwicklung von Musikererkankungen wie der Musikerdystonie (Schneider et al., 2021; Alpheis et al., 2023) oder psychischen Belastungen (Wenhart & Hildebrandt, 2025). Diese Erfahrungen prägen leider meist sehr stark wie die Personen heute die Welt und andere Personen wahrnehmen, sowie ihre Belastbarkeit auf der Bühne und in sozialen Situation über die Reaktivierung schwieriger Erinnerungen.


    Siehe auch: Schemata bei Musikern: Psychologische Muster Reflektieren und Selbstkompetenz stärken


  • Emotionale Gewalt und Mobbing durch Lehrpersonen oder Kolleg:innen: Leider berichten immer wieder Musikstudierende oder Musiker:innen von Erlebnissen mit Lehrpersonen, die auf unpädagogische Äusserungen oder sogar emotional übergriffiges Verhalten und Mobbing hindeuten (Wenhart & Hildebrandt, 2025; Ramstedt et al., 2023; Özevin, 2022; Elpus et al., 2016). Auch diese Erlebnisse, selbst wenn sie erst später im Leben vorkommen, prägen das Selbstkonzept sowie den inneren Dialog beim Üben und auf der Bühne.


    Siehe auch: Die Hitparade der inneren Kritiker bei Musikern – und wie du sie zum Schweigen bringst

    und: Schemata bei Musikern: Psychologische Muster Reflektieren und Selbstkompetenz stärken



häufige Themen in Meiner Beratung für Musiker

(Die Reihenfolge der gelisteten Themen steht nicht notwendigerweise in Zusammenhang mit der Häufigkeit des Auftretens.)


  • Lampenfieber & Auftrittsangst


  • Panikattacken & Nervenzusammenbruch


  • Einsamkeit, Soziale Isolation


  • Identitätskrisen (Was will ich? Wer bin ich neben dem Instrument?)


  • Verstrickung mit bzw. Ablösung vom Elternhaus und Loyalitätskonflikte


  • Reaktivierung alter Erinnerungen und Bühnenerlebnisse unter Stress


  • Schwierigkeiten, eigene Emotionen zu spüren und zu beschreiben bzw. auszudrücken


  • Emotionsregulation & Selbstfürsorge


  • Umgang mit eigenen Ansprüchen & Selbstzweifeln


  • Umgang mit inneren Kritikern & negative Selbstgespräche


  • Psychische & physische Gewalt im Elternhaus oder durch Lehrperson


  • Gefühle von Scham und Schuld bezüglich nicht erreichter Karriereziele


  • Psychosomatik


  • Schwierigkeiten in Kommunikation und Interaktion mit der Lehrperson, Kolleg:innen und Dirigent:innen


  • Mobbing


  • Misstrauen in sozialen Beziehungen


  • Resignation mit dem Beruf als Musiker:in und der Musikwelt


  • Techniken sozialer Kommunikation & Interaktion


  • Verbesserung von Empathie und Perspektivenübernahme


  • Schwierigkeiten in der Selbstorganisation




und


Musikerinnen-Gesundheit


Mit weiblichen Klient:innen kommen häufig weitere Themen auf, die von institutionellen Angeboten nicht oder nur am Rande berücksichtigt werden. Darunter fallen z.B. zyklusabhängige Belastbarkeit bzgl. Stress, Emotionaler Regulation und Auftrittsangst, sowie spezifische Erfahrungen mit sexistischem Verhalten durch Lehrpersonen (Wenhart & Hildebrandt, 2025; Ramstedt et al., 2023) oder musikalische Authoritäten ("du spielst wie ein Schulmädchen", oder unangemessen Kommentare zu Bewegungen am Instrument). Auch wahrgenommene Nachteile bei Orchestervorspielen oder mangelnde Sichtbarkeit in der freien Musikszene aufgrund des Geschlechts sind Themen.



Prävalenz psychischer Belastungen bei Musikern


Forschungsergebnisse zeigen, dass Musiker:innen häufiger von psychischen Belastungen betroffen sind als die Allgemeinbevölkerung. Besonders Solist:innen, Stimmführer:innen sowie international tourende Musiker:innen weisen das höchste Risiko für psychische Probleme auf (Loveday & Musgrave, 2023; Newman et al., 2022).



Angststörungen und Depressionen

Kenny et al. (2014) fanden unter australischen professionellen Orchestermusiker*innen eine hohe Symptomprävalenz affektiver Störungen, darunter soziale Phobie (33 %), posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) (22 %) und Depression (32 %). Forschungen von Vaag, Bjørngaard und Bjerkeset ergaben Prävalenzraten von 20,1 % für Depressionssymptome und 14,7 % für Angstsymptome (Vaag et al., 2016). Eine Studie der Universität Westminster und Help Musicians UK ergab sogar, dass 71,1 % der Musiker:innen unter Angstzuständen leiden, während 68,5 % von Depressionen betroffen sind (Gross & Musgrave, 2016). Diese Zahlen sind alarmierend hoch im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung, bei der etwa 20 % eine ähnliche Diagnose haben (Wittchen & Jacobi, 2005).


Burnout

Eine Umfrage der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) aus dem Jahr 2020 zeigte, dass fast die Hälfte der befragten Orchestermusiker:innen an Symptomen von Burnout leidet (DOV, 2020).


Substanzmissbrauch

Viele Musiker:innen trinken regelmässig und zu viel Alkohol, nicht selten auch vor der Orchester- oder Chorprobe bzw. dem Konzert. Ein weitere Faktor sind der Konsum von verschreibungspflichtigen Beruhigungsmitteln und Betablockern (Vaag et al., 2016). Beide Medikamente werde häufig unter der Hand an Kolleg:innen weitergereicht ohne Konsultation eines Arztes und unter Inkaufnahme des gesundheitlichen Risikos unüberwachten Medikamentenkonsums.


Andere psychische Erkrankungen

Zusätzlich zu diesen verbreiteten Störungen zeigen neuere Untersuchungen, dass Musiker:innen auch ein erhöhtes Risiko für Zwangssymptomatik und Persönlichkeitsstörungen haben (Kaufman et al., 2018). Diese Schwierigkeiten können durch die rigide Selbstdisziplin, Perfektionismus und Abhängigkeit von der Aussenwirkung und der Bewertung durch andere, die in der Musikbranche typisch sind, verstärkt werden.



Beratungs- und Präventionsstrategien

Angesichts der alarmierenden Situation wächst das Interesse an gezielten Interventionsmaßnahmen, die auf die spezifischen Bedürfnisse von Musiker:innen zugeschnitten sind.


  • Psychologisches Coaching: geht über Mentaltraining und Coaching durch nicht-psychologische Personen hinaus und ist gleichzeitig spezifischer als klassische Psychotherapie, welche an psychische Diagnosen und störungsspezifische Behandlungspläne gebunden ist.

    In einem vertraulichen Rahmen (Schweigepflicht) lernen Musiker:innen, ihre mentalen Ressourcen zu stärken, Resilienz aufzubauen, ihre Persönlichkeit zu entwickeln und ihre beruflichen Ziele trotz hoher Belastungen und biografischer Schwierigkeiten zu erreichen. Es fördert ein besseres Verständnis für die eigene Psyche und bietet Strategien zur Bewältigung von Stress, Perfektionismus und sozialen Herausforderungen.


  • Mentaltraining & Sportpsychologie: Viele Beratungsangebote und Mentaltrainins-Workshops greifen auf Ansätze aus der Sportpsychologie und dem Leistungscoaching zurück. Dabei wird häufig von einem "Performance Mindset" gesprochen und es werden kognitive und physische Strategien zum Umgang mit Auftrittssituationen und zum effektiven Lernen am Instrument sowie ohne Instrument vermittelt.


  • Psychologische Workshops für Studierende und Lehrkräfte: Psychoedukation, Austausch und Selbsterfahrung mit anderen Studierenden in der Gruppe; Workshops zur psychologischen Weiterbildung und Selbsterfahrung von Lehrkräften (z.B. Wenhart, 2024).


  • Achtsamkeit und Stressmanagement: Trainings in Achtsamkeit, Meditation und anderen Stressbewältigungstechniken haben sich als wirksame Mittel erwiesen, um die mentale Widerstandsfähigkeit zu stärken.


  • Spezialisierte Beratungsdienste: Organisationen wie Help Musicians UK bieten gezielte Unterstützung für Musiker:innen, einschließlich Krisenintervention und langfristiger Betreuung.


  • Peer-Support-Netzwerke: Der Austausch mit anderen Musiker:innen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, kann eine wertvolle Ressource sein. Plattformen und Netzwerke, die Peer-Support anbieten, helfen dabei, Isolation zu überwinden.


  • Aufklärungskampagnen: Initiativen, die Musiker:innen über psychische Gesundheit informieren und Stigmata abbauen, sind entscheidend, damit Musiker:innen offen über ihre Probleme sprechen können und um frühzeitige Interventionen zu fördern. Viele Studierendenorganisationen an Musikhochschulen haben in den letzten Jahren entsprechende Aufklärungsveranstaltungen ins Leben gerufen.


Schlussfolgerung

In der bekannten Roman-Reihe "Harry Potter" von J. K. Rowling gehen die Hauptfiguren um Harry in den letzten Bänden, in denen sie Teenager, gar erwachen geworden sind, gegen die Dunkle Macht um Lord Voldemort vor. Dabei setzten sie sich auch dafür ein, dass der Name des Anführers der dunklen Macht ausgesprochen wird. Zuvor hatten Erwachsene ihnen vorgelebt, dass man nur von "der, dessen Name nicht genannt werden darf" sprechen soll.

Mit psychischen Belastungen und individuell schwierigen Lebenserfahrungen oder mentalen Mustern (Schemata) ist es ähnlich: sie verlieren ihre Macht, wenn wir ihnen einen Namen geben, sie benennen. Was wir nicht beknennen können, ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht greifbar und damit auch nicht kontrollierbar. Im Gegensatz zu Lord Voldemort geht es jedoch in der psychologischen Beratung und in der Forschung zu diesen Themen nicht darum, wer "Schuld" hat, sondern allenfalls, welche Umstände zu den Situationen geführt haben. Verantwortung für eigenes Verhalten zu übernehmen, Situationen und Erlebnisse die vergangen oder ausserhalb unseres Einflusses liegen zu akzeptieren, in unser Selbst zu integrieren und die Welt mit jedem Tag ein kleines bisschen besser zu machen, ist die Aufgabe jede:r Musiker:in und jeder anderen Person.

Auch hierbei hilft ein Bild aus Harry Potter: der Spiegel von Erised (Rückwärts "Desire"). Schaut man in diesen Spiegel zeigt er einem nicht weniger als unsere grössten Wünsche, die oft unerreichbare Träume sind. Harry sieht zum Beispiel wie er seine verstorbenen Eltern trifft. Selbst wenn man für manche Träume, wie ein bestimmtes Karriereziel, viel tun kann, liegt es doch nicht ganz in unserer Macht, ob wir es erreichen. Wir dürfen uns deshalb nicht in unseren Träumen verlieren. Aus diesem Grund schafft der Schulleiter aus Harry Potter den Spiegel schliesslich an einen anderen Ort, damit Harry und seine Freunde sich wieder mehr mit der Realität beschäftigen und mit dem, was sie tatsächlich haben: Ihr Ressourcen, Errungenschaften, persönlichen Stärken und Schwächen und ihre sozialen Verbindungen: Freundschaften & Familie.






Quellen:


Eigene Forschung:


  • Wenhart, T. (2024, February 25). Mental Stark, Psychisch Gesund - Konzeption von Schema-Workshops für Musiker:innen und Musiklehrkräfte. (Conference Poster) 22. Symposium der Deutschen Gesellschaft für Musikphysiologie und Musikermedizin

  • Wenhart, T. & Hildebrandt, H. (2025). Music Students' Psychological Profiles: Unveiling Three Coping Clusters Using Schema Mode Inventory. (submitted, in review)

  • Wenhart, T., Bethlehem, R. A., Baron-Cohen, S., & Altenmueller, E. (2019). Autistic traits, resting-state connectivity, and absolute pitch in professional musicians: shared and distinct neural features. Molecular autism, 10(1), 20.

  • https://www.nzz.ch/zuerich/corona-an-der-universitaet-zuerich-werden-die-folgen-erforscht-ld.1584935


Forschung anderer:



  • DOV (Deutsche Orchestervereinigung). (2020). Umfrage zur psychischen Gesundheit von Orchestermusikern.

  • Alpheis, S., Altenmüller, E., & Scholz, D. S. (2023). Focal Dystonia and the stress network: The role of stress vulnerability and adverse childhood experiences in the development of musician’s dystonia. In Basic and translational applications of the network theory for Dystonia (pp. 23-44). Cham: Springer International Publishing.

  • Alpheis, S., & Altenmüller, E. (2024). Comparison of Perfectionism Between Music and Medical Students and its Association with Anxiety. Medical Problems of Performing Artists, 39(2), 82-92.

  • Alpheis, S., & Altenmüller, E. (2022). Influence of adverse childhood experiences and perfectionism on musician’s dystonia: a case control study. Tremor and Other Hyperkinetic Movements, 12, 8.

  • Cardoso, M., Leonido, L., Pereira, A., & Morgado, E. (2025). Mental health challenges in professional musicians: A systematic review of stress, anxiety, and depression. International Journal of Innovative Research and Scientific Studies, 8(2), 3611-3621.

  • Elpus, K., & Carter, B. A. (2016). Bullying victimization among music ensemble and theatre students in the United States. Journal of Research in Music Education, 64(3), 322-343.

  • Gross, S. A., & Musgrave, G. (2016). Can music make you sick? Music and depression. University of Westminster.

  • Ioannou, C. I., & Altenmüller, E. (2014). Psychological characteristics in musician׳ s dystonia: a new diagnostic classification. Neuropsychologia, 61, 80-88.

  • Iorwerth, M. A., & Knox, D. (2019, December). The application of networked music performance to access ensemble activity for socially isolated musicians. In Proceedings of the web audio conference 2019–diversity in web audio.

  • Kaufman, S. B., Bromley, M. L., & Korn, E. (2018). The Dark Side of Creativity: Original Thinkers Can Be More Dishonest. Academy of Management Journal, 61(5), 1802-1825.

  • Kenny, D., Driscoll, T., & Ackermann, B. (2014). Psychological well-being in professional orchestral musicians in Australia: A descriptive population study. Psychology of Music

  • Lazarus, R. S. (1984). Stress, appraisal, and coping (Vol. 445). Springer.

  • Folkman S, Lazarus RS, Gruen RJ, DeLongis A. Appraisal, coping, health status, and psychological symptoms. J Pers Soc Psychol. 1986;50(3):571.

  • Loveday, C., Musgrave, G., & Gross, S. A. (2023). Predicting anxiety, depression, and wellbeing in professional and nonprofessional musicians. Psychology of Music, 51(2), 508-522.

  • Musgrave, G. (2023). Musicians, their relationships, and their wellbeing: Creative labour, relational work. Poetics, 96, 101762.

  • Middlestadt, S. E., & Fishbein, M. (1988). Health and occupational correlates of perceived occupational stress in symphony orchestra musicians. Journal of occupational medicine, 687-692.

  • Newman, C., George, R. P., Beitz, T., Bergson, Z., & Zemon, V. (2022). Mental health issues among international touring professionals in the music industry. Journal of psychiatric research, 145, 243-249.

  • Özevin, B. (2022). Music Class and Abuse. Athens Journal of Education, 9(4), 575-591.

  • Passarotto, E., Doll-Lee, J., Altenmüller, E., & Lee, A. (2023). Practice behaviors as trigger factor for the onset of Musicians’ Dystonia. Journal of Neural Transmission, 130(12), 1561-1569.

  • Ramstedt, A. M. (2023). Emotional abuse in classical music education in Finland: A study of Finnish women musicians’ experiences. Action, Criticism & Theory for Music Education, 22(3), 198-226.

  • Raeburn, S. D. (1987). Occupational stress and coping in a sample of professional rock musicians (second of two parts). Medical Problems of Performing Artists, 2(3), 77-82.

  • Schneider, J., Scholz, D. S., & Altenmüller, E. (2021). Impact of psychic traumatization on the development of musicians’ dystonia: six exploratory case studies. Medical Problems of Performing Artists, 36(1), 1-9.

  • Vervainioti, A., & Alexopoulos, E. C. (2015). Job-related stressors of classical instrumental musicians: a systematic qualitative review. Medical problems of performing artists, 30(4), 197-202.

  • Vaag, J., Bjørngaard, J. H., & Bjerkeset, O. (2016). Symptoms of anxiety and depression among Norwegian musicians compared to the general workforce. Psychology of music, 44(2), 234-248.

  • Vaag, J., Bjørngaard, J. H., & Bjerkeset, O. (2016). Use of psychotherapy and psychotropic medication among Norwegian musicians compared to the general workforce. Psychology of Music, 44(6), 1439-1453.

  • Vaag, J., Saksvik-Lehouillier, I., Bjørngaard, J. H., & Bjerkeset, O. (2016). Sleep difficulties and insomnia symptoms in Norwegian musicians compared to the general population and workforce. Behavioral sleep medicine, 14(3), 325-342.

  • Wittchen, H. U., & Jacobi, F. (2005). Size and burden of mental disorders in Europe—a critical review and appraisal of 27 studies. European Neuropsychopharmacology, 15(4), 357-376.


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